Die Angst, krank zu werden

Großer Mann hat Angst krank zu werden und versucht sich mit allen Mitteln zu schützen.

Großer Mann hat Angst krank zu werden und versucht sich mit allen Mitteln zu schützen.

Krankheitsangst – Wenn die Angst vor Krankheit das Leben bestimmt

Krankheitsangst, auch als hypochondrische Störung bekannt, ist eine weit verbreitete, aber oft missverstandene Form der Angst. Menschen, die darunter leiden, interpretieren normale körperliche Empfindungen oder harmlose Symptome als Hinweise auf eine ernsthafte Erkrankung. Die ständige Sorge um die eigene Gesundheit kann zu einem erheblichen Leidensdruck führen und den Alltag stark beeinträchtigen.

Doch nicht nur Menschen mit einer hypochondrischen Störung erleben Angst vor Krankheiten. Viele Menschen empfinden eine allgemeine Unsicherheit, wenn es um ihre Gesundheit geht. Epidemien, Berichte über neue oder unbekannte Krankheiten sowie persönliche Erfahrungen mit Krankheit im sozialen Umfeld können Unsicherheiten und Ängste hervorrufen. Besonders in Zeiten von Gesundheitskrisen kann eine diffuse Angst vor Ansteckung oder schwerwiegenden Folgen eine große Rolle spielen.

Interessanterweise stehen diese Sorgen oft in einem paradoxen Verhältnis zum eigenen Verhalten. Während viele Menschen große Angst vor schweren Krankheiten wie Krebs, Diabetes oder Demenz haben, setzen sie sich gleichzeitig bewusst oder unbewusst gesundheitlichen Risiken aus. Rauchen, ungesunde Ernährung, Bewegungsmangel und übermäßiger Alkoholkonsum sind weit verbreitet, obwohl die negativen Auswirkungen bekannt sind. Trotz der Befürchtung, an Diabetes zu erkranken, konsumieren viele Menschen regelmäßig große Mengen Zucker, nehmen Übergewicht in Kauf und bewegen sich viel zu wenig. Es scheint, als sei das Wissen um die negativen Folgen nicht genug, um das Verhalten nachhaltig zu ändern. Psychologische Mechanismen wie Verdrängung, kurzfristige Belohnungen oder soziale Gewohnheiten spielen hier eine große Rolle.

Ein weiteres Phänomen ist die exzessive Nutzung sozialer Medien, die nachweislich mit erhöhten Depressionsraten in Verbindung steht. Statt sich mit realen, gesundheitsfördernden Aktivitäten zu beschäftigen, verbringen viele Menschen Stunden auf Plattformen, die Ängste verstärken und eine verzerrte Wahrnehmung von Gesundheit und Krankheit erzeugen. Der ständige Vergleich mit anderen kann das Gefühl verstärken, selbst nicht gesund oder leistungsfähig genug zu sein, was wiederum Stress und Unsicherheit fördert.

Junger Mann googelt ängstlich seine Symptome

Junger Mann googelt ängstlich seine Symptome

Der Trend zur Blutzucker-Selbstkontrolle

In den letzten Jahren hat sich ein Trend entwickelt, bei dem auch gesunde Menschen regelmäßig ihren Blutzucker messen. Besonders durch Fitness- und Gesundheitsinfluencer wurde das Konzept der „metabolischen Gesundheit“ populär gemacht. Menschen, die keine Diabetes-Diagnose haben, überwachen ihre Blutzuckerwerte, um Rückschlüsse auf ihre Ernährung und ihr allgemeines Wohlbefinden zu ziehen.

Einerseits kann dieses gesteigerte Bewusstsein für den eigenen Körper zu gesünderen Ernährungsgewohnheiten führen. Andererseits besteht die Gefahr, dass sich eine neue Form der Gesundheitsobsession entwickelt, bei der jede noch so kleine Schwankung als potenzielle Gefahr interpretiert wird. Dies kann Ängste verstärken, anstatt das Wohlbefinden zu verbessern. Zudem gibt es bisher keine eindeutigen Beweise, dass die Blutzucker-Selbstkontrolle für gesunde Menschen ohne Diabetes tatsächlich langfristige Vorteile bringt.

Symptome der Krankheitsangst

Betroffene von Krankheitsangst neigen dazu, ihren Körper übermäßig genau zu beobachten und bereits harmlose Veränderungen als bedrohlich wahrzunehmen. Typische Verhaltensweisen sind:

  • Wiederholte Arztbesuche, um sich abzusichern

  • Ständiges Googeln von Symptomen (Cyberchondrie)

  • Vermeidung von Informationen über Krankheiten, um keine Ängste auszulösen

  • Intensive Selbstkontrolle des Körpers (z. B. häufiges Messen des Pulses oder Blutzuckers)

  • Anhaltende Zweifel an medizinischen Befunden

Auch Menschen ohne eine ausgeprägte hypochondrische Störung können diese Verhaltensweisen gelegentlich zeigen, insbesondere wenn sie durch Nachrichten oder persönliche Erlebnisse verunsichert sind.

Ursachen und Entstehung

Die genauen Ursachen der Krankheitsangst sind nicht vollständig geklärt, doch einige Faktoren spielen eine Rolle:

  • Frühere Erfahrungen: Traumatische Erlebnisse mit Krankheit im persönlichen Umfeld können die Angst verstärken.

  • Persönlichkeitsfaktoren: Menschen mit hoher Sensibilität für körperliche Empfindungen neigen eher zu Krankheitsängsten.

  • Mediale Einflüsse: Berichte über schwere Erkrankungen in den Medien können Ängste verstärken.

  • Stress und psychische Belastung: Belastende Lebensereignisse können sich in einer verstärkten Angst vor Krankheiten äußern.

Besonders in einer digitalisierten Welt, in der Informationen zu jeder Zeit abrufbar sind, fällt es vielen schwer, eine gesunde Balance zwischen berechtigter Vorsicht und übertriebener Sorge zu finden.

Wege aus der Krankheitsangst

Auch wenn Krankheitsangst sehr belastend sein kann, gibt es wirksame Methoden, um sie zu bewältigen:

  1. Bewusstwerden und Akzeptanz
    Der erste Schritt ist das Erkennen der eigenen Ängste und das Eingestehen, dass sie irrational übersteigert sein können.

  2. Beschäftigung mit der Angst
    Statt Ängste zu vermeiden, kann eine gezielte Konfrontation helfen. Das bedeutet nicht, sich exzessiv mit Krankheiten zu beschäftigen, sondern sich der Angst bewusst zu stellen.

  3. Achtsamkeit und Entspannungstechniken
    Meditation, Atemübungen oder progressive Muskelentspannung können helfen, den Körper besser zu spüren und Ängste abzubauen.

  4. Reduktion von übermäßiger Informationssuche
    Bewusst weniger im Internet nach Symptomen suchen und sich auf seriöse Quellen beschränken.

  5. Gesünderer Lebensstil als Prävention
    Wer gesunde Gewohnheiten pflegt – eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung und eine bewusste Nutzung digitaler Medien – kann nicht nur das Krankheitsrisiko senken, sondern auch das eigene Wohlbefinden steigern.

Krankheitsangst kann das Leben stark belasten, aber sie ist behandelbar. Wer sich seiner Ängste bewusst wird und gezielt dagegen angeht, kann lernen, sie zu kontrollieren und den Alltag wieder unbeschwerter zu genießen. Ein offenes Gespräch mit einem Therapeuten oder in einer Selbsthilfegruppe kann helfen, neue Perspektiven zu gewinnen und die Angst Schritt für Schritt zu reduzieren.

Darüber hinaus ist es wichtig, ein gesundes Verhältnis zu Informationen über Krankheiten zu entwickeln. Anstatt in Angst zu verharren, kann eine realistische Einschätzung von Risiken und präventiven Maßnahmen dazu beitragen, sich sicherer und selbstbewusster im Umgang mit der eigenen Gesundheit zu fühlen. Der Schlüssel liegt darin, aktiv für die eigene Gesundheit zu sorgen, anstatt sich ausschließlich von der Angst vor Krankheit leiten zu lassen.

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Diskretion und Selbstwert in der Hypnosetherapie

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Mein innerer Frieden strahlt nach außen